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Mann droht Frau.
Schwangere erleben häufig Druck zur Abtreibung.

Abtreibung – viele Frauen werden fremdbestimmt

In der SHMK-Notrufzentrale erfahren die Beraterinnen tagtäglich: Viele Männer drängen Frauen zu einer Abtreibung. Zu diesem Ergebnis kommen auch neue Erhebungen aus den USA und Deutschland.

«LifeWay Research» in Tennessee (USA) befragte 1000 Männer, deren Partnerin eine Abtreibung vornehmen liess. Die Ergebnisse wurden 2022 im Internet veröffentlicht. 42 % der Männer gaben an, bei ihrer Partnerin auf eine Abtreibung hingewirkt zu haben. Da viele Frauen sich trotz solchen Drucks für ihr Kind entscheiden, liegt der Prozentsatz der Männer, die insgesamt in Schwangerschaftskonflikten ihre Frauen zu einer Abtreibung bewegen wollen, noch deutlich höher.

Ein Team des Instituts für Ethik, Geschichte und Medizin der Universität Heidelberg stützte sich für eine Studie (veröffentlicht in der Fachzeitschrift «Geburtshilfe und Frauenheilkunde», Stuttgart, Juli 2022) auf Protokolle der Beratungsstelle «Vita-L». Der häufigste Grund, dass Schwangere das Behalten des Kindes in Frage stellen, so die Forscher, seien Probleme in der Paarbeziehung. Insbesondere die Ablehnung des Kindes durch den Kindesvater, die bis zur Nötigung zu einer Abtreibung gehen könne, spiele eine wichtige Rolle.

Auch die Erfahrungen bei den Beratungen in der SHMK-Notrufzentrale zeigen: Bei deutlich mehr als der Hälfte der Konfliktfälle, in denen Frauen Zweifel haben, ob sie ihr Kind behalten wollen, versucht der Kindsvater die Frau in Richtung Abtreibung zu beeinflussen.

Abtreibung erscheint so als eine Gefahr, dass Frauen fremdbestimmt werden. Verschärfend wirkt dabei: Nebst den Kindsvätern üben oft weitere Personen Druck zur Abtreibung aus wie Familienangehörige, Freunde, Bekannte oder Ärzte.