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Abgabe ins Babyfenster
Die Abgabe eines Babys ins Babyfenster ist nicht strafbar. (Bild: SHMK)

Hätte die Frau ihr Baby ins Babyfenster gelegt …

Im Januar 2020 setzte eine heute 44-jährige Deutsche in Därstetten (Berner Oberland) ihr neugeborenes Baby aus. Lange rangen Ärzte um das Leben des Kindes, das schliesslich überlebte. Ende Juni 2022 musste sich die Mutter vor Gericht verantworten.

Eine Tragödie

Die Frau hielt die Schwangerschaft verborgen, gebar im Geheimen und sprach mit niemandem darüber. Damit nichts bekannt würde, setzte sie ihr Kind am 4. Januar 2022 bei eisiger Kälte im Werkhof von Därstetten aus. Es war in eine Decke gewickelt. Am Morgen des folgenden Tages wurde das Baby entdeckt. Es lebte noch, war aber sehr stark unterkühlt. Kurz darauf nahm die Polizei die Mutter des Kindes fest.

Im Juni 2022 musste sich nun die Frau vor Gericht verantworten. Am 23. Juni 2022 sprach sie das Regionalgericht in Thun (BE) der versuchten Kindestötung schuldig und verurteilte sie zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 23 Monaten. Danach kommentierte Tabitha Bender, Projektleiterin Babyfenster Schweiz bei der SHMK: «Hätte die Frau doch ihr Baby ins Babyfenster von Bern gelegt, sie hätte sich nicht strafbar gemacht!»

Die Hintergründe

Wie immer, wenn die Aussetzung eines Babys bekannt wird, gingen auch diesmal in der Öffentlichkeit die Emotionen hoch: Hätte sich das nicht verhindern lassen? Frauen, die so weit gehen und ihr Kind aussetzen, sind oft der Überzeugung, dass ihre Schwangerschaft und die Geburt auf keinen Fall bekannt werden dürfen. Darum wollen sie ihr Kind loswerden. Im vorliegenden Fall wurde die Frau aus einem Seitensprung schwanger und wollte dies vor ihrem eigentlichen Partner verschweigen.

Eine gute Lösung: Babyfenster

Wenn eine Frau ihr Baby aussetzt, macht sie sich nicht nur strafbar, sie wird auch polizeilich gesucht und vor Gericht gestellt. Dann kommt alles aus, auch das, was sie verheimlichen wollte. Will sie wirklich anonym bleiben, ist es viel besser für sie und ganz sicher auch für ihr Kind, wenn sie dieses in sichere Obhut gibt. Die gute Lösung für diese Fälle extremer Not sind die Babyfenster. Und deshalb ist es wichtig, dass die Babyfenster in der breiten Öffentlichkeit stets bekannt sind.