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Froh, auf ihr Herz gehört zu haben
Frau E.: «Ich bin so froh, dass ich auf mein Herz gehört habe.»

Mehrfache Mutter sieht das abgetriebene Kind als lebendig!

Die SHMK-Notrufzentrale, die rund um die Uhr telefonisch erreichbar ist, erhielt an einem Sonntagmorgen, kurz vor sechs Uhr, den Anruf von Frau E., einer 31-jährigen Familienmutter. Sie sei erneut schwanger und wisse nicht wie weiter. Sie sehe eine riesige Belastung auf sich zu kommen.

Einer Beraterin kann Frau E. sogleich ihr Herz ausschütten. Diese hört in Ruhe zu, um sich in die Lage der Frau einzufühlen.

Bereits einmal abgetrieben

Die Beraterin erfährt, dass Frau E. vier Kinder hat. Das älteste ist erst acht Jahre alt. Einmal hat sie bereits abgetrieben, weil sie dachte, niemand könne oder würde ihr helfen. Zudem war sie dem Druck aus ihrem Umfeld ausgesetzt – unter anderem von einer mit Mitteln der öffentlichen Hand unterstützten Familienberatungsstelle und von einem Psychiater. Dieser meinte sogar, das ungeborene Kind sei noch gar kein Mensch. Wer ihr etwas anderes sage, sei ein Fanatiker! Jetzt hat sie Angst, erneut unter Druck zu geraten.

Ihr Mann hat ein Alkoholproblem. Nach der Abtreibung ist er depressiv geworden. Er beschuldigt sie, sein Kind getötet zu haben. Sein Geld reicht für die Familie nicht aus. Frau E. geht darum 50 % arbeiten. Weitere Angehörige, an die sie sich für Entlastung wenden kann, hat Frau E. nicht.

Die Beraterin gibt sich grosse Mühe, der Familienmutter zu verdeutlichen, dass Hilfe wirklich auch in ihrem Fall möglich ist. Die beiden kommen überein, den Kontakt und die Suche nach einer Lösung fortzusetzen.

Ermutigung im Auf und Ab

Beim nächsten Gespräch vernimmt die Beraterin, dass Frau E. mit ihrem Psychiater über die neue Schwangerschaft gesprochen hat. Er meint erneut, dass sie wieder abtreiben soll. Und das auch, obwohl sie die erste Abtreibung nicht verkraftet habe. Die Beraterin sagt Frau E., dass der Psychiater hier zu weit gehe. Sie sagt ihr Unterstützung und Begleitung zu und erklärt ihr, wie die SHMK schwangeren Frauen und Müttern in Not hilft.

Es folgen viele Gespräche, die der Beraterin das Auf und Ab der Frau E. zu verstehen geben. Diese erlebt ihre erneute Schwangerschaft auch als Reaktion auf die frühere Abtreibung. Sie habe deswegen manchmal Phasen, in denen sie nur Dunkelheit durchlebe, teilt sie der Beraterin mit. Diese empfiehlt ihr, sie immer zu kontaktieren, wenn ihr solches widerfährt.

Frau E. lässt die Beraterin auch wissen, dass sie daran leidet, wenig Bildung zu haben. Sie sei nie gefördert worden. Stets habe es nur geheissen, sie solle arbeiten gehen. Wie auf alle vorgebrachten Fragen und Sorgen geht die Beraterin in anhaltender Geduld auch auf diesen Kummer ein. Sie macht ihr Mut und weist sie auf ein interessantes Bildungsangebot hin, das ihr offensteht – wenn auch nicht sogleich.

Echte Hilfe ist stärker als Rat zur Abtreibung

Wegen ihrer prekären Lage unterstützt die SHMK die Familienmutter schon während der Schwangerschaft mit Kleidern und auch mit Windeln für zwei ihrer Kinder. Frau E. ist überwältigt: «Das machen Sie?» fragt sie ganz erstaunt.

Diese konkrete Unterstützung und auch die Ermutigung in ihren Sorgen durch die Beraterin lassen sie dem Druck zur Abtreibung aus ihrem Umfeld widerstehen und helfen ihr, sich ganz auf die Seite ihres Kindes zu stellen. Jetzt fällt sie die Entscheidung für ihr Kind, und sofort wird es ihr leichter ums Herz: «Ich bin so froh, dass ich nicht abgetrieben habe», offenbart sie wenig später der Beraterin.

Kurz vor der Geburt hilft die SHMK-Beraterin Frau E., die Betreuung ihrer Kinder während der Geburt und des Wochenbetts zu organisieren. Dann bringt Frau E. ein gesundes Baby zur Welt. «Ich bin so froh, dass ich auf mein Herz gehört habe und nicht abgetrieben habe», lässt sie die Beraterin erneut wissen und fügt hinzu: «Ganz herzlichen Dank für ihre Unterstützung! Gut, dass es Sie gibt!»

Bei aller Freude über die Geburt ihres Sohnes schildert sie aber auch eine andere Erfahrung: «Das abgetriebene Kind spukt bei mir immer noch herum und ich sehe es sogar als lebendig!» Die SHMK steht der mehrfachen Mutter auch nach der Geburt zur Seite und unterstützt sie bei den Kosten für ihr Neugeborenes. Zudem berät sie sie auch in der Frage der Überwindung des Abtreibungstraumas.